So unbekannt wie gut! "Lieber Frankie"
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Es ist mal wieder an der Zeit, etwas Besonderes zu empfehlen. Und diesmal geht es um nichts Geringeres als meinen Lieblingsfilm ever. Ich habe ihn vor vielen Jahren das erste Mal gesehen und mir auf DVD gekauft. Direkt nach dem ersten Anschauen sprang er sofort auf Platz 1 meiner Filmfavoriten und ... ist bis heute dort geblieben. Einfach zeitlos die Nr. 1: "Lieber Frankie"
Dieser Film ist so gut wie unbekannt - Verzeihung - besser: so unbekannt wie gut! Es handelt sich um die Debutarbeit der Regisseurin Shona Auerbach. Sie und das Drehbuch von Andrea Gibb hatten das Glück, direkt Weltstars für die Hauptrollen begeistern zu können, und ich kann mir heute wirklich keine andere Besetzung vorstellen. Emily Mortimer spielt Lizzy, die mit ihrem 9jährigen und tauben Sohn Frankie (überragend gespielt von dem nicht-tauben Jack McElhone) sowie ihrer Mutter von Stadt zu Stadt zieht. Sie ist auf der Flucht vor ihrem prügelnden Ehemann. Alle paar Monate kündigt sie Arbeit und Wohnung und zieht weiter.
Zu Beginn des Films lassen sich die drei in Glasgow nieder und Lizzy findet Arbeit in einer Imbissbude. Frankie jedoch lebt seit all den Jahren mit einer erfundenen Vaterfigur. Er weiß nicht, dass das permanente Umziehen in Wahrheit eine Flucht ist. Er weiß auch nicht, dass er von einem gemütsarmen und gewalttätigen Vater abstammt. All das versucht seine Mutter Lizzy vor ihm zu verbergen. Frankie glaubt, sein Vater sei seit Jahren als Berufsmatrose auf einem Schiff namens HMS ACCRA unterwegs. Um diese Geschichte glaubhaft zu machen, kauft Lizzy regelmäßig ausländische Briefmarken aus Übersee und überreicht ihrem Sohn einmal im Monat einen (von ihr verfassten) Brief seines Vaters. Da das seit Jahren so geht, kommt sie längst aus dieser erfundenen Nummer nicht mehr heraus.
Eines Tages erfährt Frankie, dass eine HMS ACCRA in wenigen Tagen in Glasgow einlaufen wird. Er ist außer sich vor Freude, zum ersten Mal seinen Vater kennenlernen zu können. Seine Mutter dagegen ist geschockt. Die Tatsache, dass sie ihren Sohn jahrelang belogen hat, und dass er überhaupt nicht diesen in Briefen so liebevollen Vater hat, droht als Lüge aufzufliegen. Ihr bleibt nichts anderes übrig, als einen fremden Mann dafür zu bezahlen, dass er einen Tag lang für Frankie den Vater spielt, den dieser aus den Briefen kennt. Und diesen Mann findet sie in Gestalt von Gerard Butler. Ein Schauspiel auf Messers Schneide beginnt. Zum tief seufzen und Tränen herunterschlucken. Jedesmal!
Nicht nur, dass der Plot großartig ist. Auch die Darsteller spielen, als wäre die Geschichte wahr und sie selbst wären es, denen sie widerfahren ist. Und die Regisseurin hat das Ganze in großartige und vor allem intelligente Bilder gegossen. Ein Beispiel: Als der Fremde mit dem Jungen unterwegs ist, werden sie heimlich von Lizzy beschattet. Man spürt deutlich, dass sie hin- und hergerissen ist zwischen Mißtrauen und Mutterliebe. Shona Auerbach zeigt Lizzy dabei, wie sie im Hafen hinter aufgestellten Containern herläuft und "Vater" und Sohn dabei beschattet. Das Bild ist selbst wie ein ständiges "An und Aus" (Lizzy sichtbar - Lizzy hinter einem Container). Und das exakt in dem Moment der Story, in der Lizzy so zwischen Mißtrauen und Mutterliebe hin- und hergerissen ist. Hut ab vor solchen Ideen.
Also: Top-Empfehlung für diesen wunderschönen Film. Wer ihn nicht kennt: Hier kann man ihn noch bestellen!
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