Die 3 deutschen Lieblingsworte von Mark Twain
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Am 19. März hatte ich schon einmal aus Mark Twains Versuchen zitiert, die deutsche Sprache zu lernen. Auch wenn er daran nahezu verzweifelt ist, so fand er doch drei kleine Worte, die er in sein Herz geschlossen hatte (im Gegensatz zu den typisch deutschen Wortschöpfungen wie Generalstaatsverordnetenversammlung). Das Wort hat Mark Twain:
"Die deutsche Sprache hat einige außerordentlich nützliche Wörter. Schlag, zum Beispiel, und Zug. Im Wörterbuch ist dreiviertel einer Spalte mit Schlag und eine halbe mit Zug vollgeschrieben. Das Wort Schlag kann Hieb, Stoß, Sturmangriff, Schock, Klaps, Takt, Schranke, Prägen, Art, Sorte, Weise, Anfall, Lichtung, Holzanteil und Einsperrung bedeuten. Das ist seine einfache und genaue - man kann sagen, seine beschränkte, seine gefesselte Bedeutung. Doch es gibt Möglichkeiten, es freizulassen, so dass es davonschweben kann, wie auf den Flügeln des Morgens, und nie wieder zur Ruhe kommt. Man kann ihm jedes beliebige Wort hinten anhängen und ihm dadurch jede gewünschte Bedeutung geben. Man kann bei der Schlagader beginnen und dann Wort für Wort das ganze Wörterbuch anhängen, bis hin zu Schlagwasser, ein anderes Wort für Kielwasser - einschließlich der Schlagmutter, womit die Schwiegermutter gemeint ist.
Mit Zug ist es das gleiche. Genau genommen bedeutet Zug soviel wie Ruck, Zerren, Schluck, Prozession, Marsch, Fortgang, Flug, Richtung, Expedition, Eisenbahn, Karawane, Passage, Schlag beim Schwimmen, besondere Note, Methode, Benehmen, Charaktereigenschaft, Teil des Gesichtsausdrucks, Spielhandlung beim Schach, Register an der Orgel, Gespann, Lufthauch, Neigung, Schublade, Hang, Einatmen, Veranlagung; bisher hat man aber die Bedeutung, die das Wort Zug in der Zusammensetzung mit anderen Wörtern nicht haben kann, noch nicht entdeckt.
Die Nützlichkeit von Schlag und Zug ist nicht zu unterschätzen. Mit diesen beiden Wörtern und dem Wort "also" bewaffnet, kann der Ausländer auf deutschem Boden fast alles erreichen. Das deutsche "Also" entspricht dem englischen "you know" und hat in der gesprochenen Sprache keinerlei Bedeutung, die es in der geschriebenen dagegen manchmal haben kann. Sooft ein Deutscher den Mund aufmacht, fällt ein "also" heraus, und sobal er ihn zuklappt, zerbeisst er eins, das gerade hinausschlüpfen wollte.
Mit diesen drei edlen Wörtern ausgerüstet, ist der Ausländer jederzeit Herr der Situation. Er kann furchtlos drauflosplappern und sein mäßiges Deutsch herausströmen lassen. Wenn ihm einmal ein Wort fehlt, braucht er nur ein Schlag in die Lücke zu stopfen. Er hat große Chancen, dass es passt wie ein Pfropfen auf die Flasche. Sollte es nicht der Fall sein, dann hänge er schnell ein Zug an. Diese beiden Wörter zusammen stopfen das größte Loch. Sollte es ihnen durch irgendein Wunder doch nicht gelingen, sage er einfach also! und er gewinnt genügend Zeit, um nach dem fehlenden Wort zu suchen. In Deutschland sollte man beim Laden der Redekanone stets ein paar Schlag und Zug mit hineintun. Wie gut auch die übrige Ladung streuen mag, mit diesen beiden wird man sicher treffen. Dann sagt man freundlich also und lädt von neuem. Nichts gibt einer deutschen oder englischen Unterhaltung mehr Grazie und Eleganz als das Garnieren mit zahlreichen "also" oder "you know"."
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