Don't cry, work!
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Mit diesem vorangestellten Aufruf von Rainald Goetz eröffnet einer der komprimiertesten Schreibratgeber. Ein kleines Büchlein, so groß wie ein modernes Smartphone. Der Titel sagt auch schon alles über den Inhalt: Zehn Gebote des Schreibens.
Natürlich, Schreibratgeber gibt es wie Sand am Meer. Und hier ist es vermutlich wie bei den Anwälten. Fragst Du zwei, bekommst Du drei verschiedene Meinungen. Dieses Buch von der Deutschen Verlags Anstalt geht einen anderen Weg. Und das ist fast schon wörtlich gemeint. Es lässt Dich mit Dutzenden erfolgreichen Schriftstellern einen kleinen Waldspaziergang machen. Und bei diesem Spaziergang fragst Du den Dich begleitenden erfolgreichen Schriftsteller: "Welche kurzen Ratschläge kannst Du mir mit auf den Weg geben?"
Von Margaret Atwood bis Juli Zeh geben Dir 42 erfolgreiche Schriftsteller/innen ihre (wirklich kurzen) zehn Gebote des Schreibens. Sie sind so unterschiedlich wie ihre Verfasser, und sie korrigieren, belehren und motivieren Dich zugleich. Ich werde das Gefühl nicht los, dass diese 420 individuellen Ratschläge erfolgreicher Schriftsteller mehr Wahrheit besitzen als klug analysierte Kapitel über die Komposition einer Szene oder die Geburt eines Protagonisten. Hier ein paar Kostproben:
"Bitte (...) Freunde, dein Buch zu lesen, bevor du es jemandem im Verlagswesen zeigst. Mit diesem Freund solltest du aber keine Liebschaft haben, es sei denn, du möchtest sie beenden." (Margaret Atwood)
"Fange nicht an, eine Geschichte zu schreiben, wenn du nicht weißt, wie sie endet. Das kann jeder." und "Vertraue dir selbst. Wenn es dir schlecht erscheint, ist es schlecht."(Alessandro Baricco)
"Stelle Dir kein Foto deines Lieblingsautors auf den Schreibtisch, besonders dann nicht, wenn der Autor zu den berühmten gehört, die Selbstmord begangen haben." und "Gib dem Werk so schnell wie möglich einen Namen. Mache ihn dir zu eigen und halte ihn dir vor Augen. Dickens wusste schon, dass Bleak House Bleak House heißen würde, bevor er zu schreiben begonnen hat. Der Rest muss leicht gewesen sein." (Roddy Doyle)
"Lies." (Ulrike Draesner)
"Romane, die für den Autor kein waghalsiger Ausflug in das Beängstigende, Ungewisse darstellen, sind es nicht wert, geschrieben zu werden, es sei denn, für Geld." und "Es darf bezweifelt werden, dass jemand mit Internetanschluss am Arbeitsplatz gute Romane schreibt." (Jonathan Franzen)
"1.) Fang an! Nur Mut! 2.) Mach weiter! Keine Angst! 3.) Bleib dran! Konzentration! 4.) Wenn's nicht recht weitergeht, tu so als ob." (Ulla Hahn)
"Das Internet ist ein großartiger Helfer. Wenn Du davon abgelenkt wirst, bedeutet das nur, dass dein Buch weniger aufregend als das Internet ist." und "Höre stets auf deinen Lektor und folge seinem Rat in vollem Umfang, bis du innerlich schreist: "Scheiß drauf!" - ab dann ignoriere ihn." (Hallgrimur Helgason)
"Wenn Du unbedingt lesen musst, dann lies - um dich aufzumuntern - Biografien über Schriftsteller, die geisteskrank geworden sind." (Colm Toibin)
und...
"Es ist furchtbar zu schreiben - nicht zu schreiben ist grauenvoll." (Jachym Topol)
Ein Spaziergang geht irgendwann einmal zu Ende. Dieses Büchlein dagegen hört nicht auf, mich immer wieder zu begleiten. Kurz aufgeschlagen, zwei, drei Ratschläge eingeholt, und es geht mir wieder gut. Don't cry, work!
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