Über die Schwierigkeiten einer Entführung

Ich mag es, wenn Fiktion realistisch ist. Auch, wenn alle Geschichten von "Unglaubliche Welt" einen mystischen, übersinnlichen oder paranormalen Inhalt haben, so bemühe ich mich dennoch um einen gewissen Realismus. Mit anderen Worten: Das Unglaubliche muss glaubhaft sein. Deswegen geht oft viel Zeit für die Recherche drauf. Am meisten recherchiert habe ich für den "Nobelpreis". Der physikalische Teil in dieser Geschichte ist zwar Fiktion, aber mehr oder weniger theoretisch denkbar. Nachdem ich mit dieser Geschichte fertig war, habe ich von einem studierten Physiker auch ein dickes Lob bekommen ob des Realismus dieser Fiktion. Auf ganz andere Schwierigkeiten stoße ich gerade bei "Der Weichensteller". Ich stehe kurz vor seiner Vollendung, so dass das angekündigte Buch bald verlegt werden kann.

In "Der Weichensteller" brauchte ich ein Verbrechen, das den Protagonisten aus seinem Schneckenhaus lockt. Es musste etwas sein, das ihn subjektiv emotional zum Handeln zwingt. Ein schnöder Bankraub oder so etwas hätte bei seinem persönlichen Background nicht ausgereicht. Es musste etwas auf dem Spiel stehen, das ihn bewegt. Also die Entführung eines elfjährigen Mädchens. Und da ich meinem Geschmack ("realistische Fiktion") treu bleiben will, lasse ich mich beraten von einem Polizeibeamten in einer entsprechenden und verantwortlichen Position. Ich will nämlich nicht, dass die Entführer einen Fehler machen. Einen Fehler, der bei näherer Betrachtung durch einen gebildeten Laien die Entführung als so haarsträubend dilletantisch werden lässt, dass dadurch die ganze innere Logik der Handlung in sich zusammenbricht. Und das wiederum würde den ganzen Lesegenuss schlicht versauen.

Also dachte ich mir eine Entführung aus und befragte meinen fachkundigen Ratgeber dazu. Ich war zwar selbst viele Jahre Kriminalbeamter, aber in einem ganz anderen Bereich. Die spezifischen Fachkenntnisse zur entführungsrelevanten Polizeitaktik fehlen mir. Mein Berater klärte mich auf. Und mein Gesicht wurde länger und länger. Ich konnte alles über den Haufen schmeißen und nochmal grundsätzlich von vorne anfangen. Hätte "meine" Entführung tatsächlich stattgefunden, sie wäre schon nach 30 Minuten vorbei gewesen. Hmpf...

Ich will natürlich nichts verraten, welche Mittel und Maßnahmen die Polizei zur Verfügung hat. Ist aber enorm. Selbst ich als ehemaliger Kriminalbeamter war überrascht, was alles möglich ist. Und vor allem, wie schwierig es tatsächlich ist, eine funktionierende Entführung auf die Beine zu stellen. Und bei dem Problem der Geldübergabe war ich in meinem Plot noch überhaupt nicht angekommen. Die Geldübergabe ist eine ganz andere Geschichte. Nahezu aussichtslos. Es ging erstmal nur um die erfolgreiche Entführung an sich. Und die allein wäre in meinem Plot schön gehörig in die Hose gegangen. In "Der Weichensteller" geht es nicht primär um die Entführung. Sie löst den eigentlichen Konflikt nur aus. Insofern konnte ich für mich Kompromisse schließen, in der Form, dass ich bestimmte Modi Operandi der Täter ungelöst bzw. unbeantwortet lasse, weil ich sonst entweder zuviel Polizeitaktik verrate oder zuviel Dilletantismus des Autors :)

Junge, Junge. Ich war echt überrascht, wie schwierig es in Wirklichkeit ist, ein elfjähriges Mädchen zu entführen. Das ist kein guter Plan B für schlechte Zeiten... 

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