Wenn die äußere Form den Inhalt beeinflusst

Von Pia Recht

Macht es einen Unterschied, ob ich eine Geschichte mit der Hand schreibe oder am Computer? Hat es einen Einfluss auf die Story? Vor vielen Jahren habe ich mir das Zehn-Finger-System an einer alten elektrischen Schreibmaschine beigebracht und war in meinen besten Zeiten als Sekretärin sehr schnell und fehlerfrei beim Tippen von Briefen und Berichten.



Trotzdem habe ich damals die erste Version meiner Geschichten auch weiterhin mit der Hand in einen karierten Collegeblock geschrieben, dann einmal abgeschrieben und dabei überarbeitet. Und erst danach habe ich sie mit der Schreibmaschine abgetippt.

Später ersetzte mein erster Computer und ein Textprogramm die Schreibmaschine. Erst da begann ich, auch die erste Version in den Computer zu tippen. Irgendwann empfand ich es als Nachteil. Ich tippte schneller, als ich dachte, flog der Geschichte voraus, und das führte zu überhasteten Texten.

Den Geschichten fehlte die Tiefe, die Protagonisten wirkten überhastet, und es brauchte mehr Zeit für Schliff und Überarbeitung im Nachhinein. Mein Fazit war, dass das scheinbar schnellere Schreiben der ersten Versionen am PC keinen Vorteil brachte.

Im Irlandurlaub ohne Laptop habe ich dann wieder mit der Hand geschrieben, in ein Paperblanks-Notizbuch. In Galway ist so eine meiner besten Geschichten entstanden, "Maeves Grab", aus der das irische Feeling nur so heraussprudelt. Wenn ich mit der Hand schreibe, bevorzuge ich einen guten Füller oder den Stabilo point 88 in verschiedenen Farben.

Ich mache Notizen am Seitenrand, kritzel Strichmännchen, schreibe die Namen der Protagonisten auf. Wenn ich am Laptop arbeite, besteht immer die Gefahr, dass ich "mal eben" ins Internet gehe und dort für Stunden hängen bleibe. Das karierte Papier jedoch zieht die Aufmerksamkeit allein nur auf sich, ich versinke dann in der Geschichte. Das Schreiben mit der Hand entschleunigt mich. Es zwingt mich, die Szenen deutlicher zu fühlen und zu beschreiben.

Füller und Paperblanks, der langsame Rhythmus des Schreibens, der Schwung der Handschrift, das ist ein großer Teil meiner kreativen Arbeit an einer Geschichte. Für mich ist es ein Graus, wenn ich daran denke, dass es Überlegungen gibt, die Handschrift abzuschaffen. Kein Maler würde sich den Pinsel oder den Bleistift nehmen lassen, oder? Probier es mal aus. Könnte sein, dass Dich Deine Geschichte positiv überrascht.

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